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Auf Einladung von Dominik Dietrich waren der Bahnrad-Weltmeister Lucas Liß sowie die Brüder Lukas und Martin Meiler aus Oberammergau, die für die österreichische Profi-Mannschaft Team Vorarlberg-Santic fahren, zum Radsporttag nach Gangkofen gekommen. Bevor es bei schönstem Herbstwetter für etwa 40 Hobbyfahrer auf eine gemeinsame Trainingsrunde über knapp 40 Kilometer auf dem Mountain-Bike mit den Radprofis ging, gaben die drei Gäste noch interessante Einblicke in ihre Karriere und ihr Leben als Radsportler. Für die Teilnehmer gab es bei einer Verlosung noch wertvolle Preise, deren Gewinner „Glücksfee" Mia Dietrich zog.
Lukas und Martin Meiler zählen seit ihrer Jugendzeit im Rad-Cross zu den besten Fahrern in Deutschland. Lukas, mit 24 Jahren der ältere der beiden Brüder, war u.a. 2017 deutscher Vize-Meister. Die Konzentration gilt jetzt aber der Straße. Die Entscheidung dafür bezeichnet Lukas Meiler als ziemlich einfach: „Als deutscher Crosser hat du es recht schwer. Da musst du zwangsweise nach Belgien gehen." Während es in Deutschland kaum Rennen gebe, sei der Sport dort richtig populär. „Aus Bayern nach Belgien zu ziehen, ist aber halt gerade nicht so erstrebenswert."
So geht es für Lukas Meiler 2020 bereits in seine sechste Saison auf der Straße beim österreichischen UCI Continental Team Vorarlberg-Santic. UCI Continental Teams sind die „dritte Liga" im Radsport. Die Mannschaft von Thomas Kofler, die im österreichischen Rankweil bei Feldkirch beheimatet ist, nimmt an Rennen in ganz Europa und auch Asien teil. Die beiden Team-Kapitäne Patrick Schelling und Jannik Steimle erzielten in diesem Jahr beachtliche Erfolge und werden beide im nächsten Jahr in Mannschaften der ersten Kategorie an den Start gehen. Diese Erfolge verdanken sie auch den wertvollen Helferdiensten von Lukas Meiler. Seine Rolle als zuverlässiger und loyaler Helfer sieht er dabei nicht als Problem: „Es fällt mir nicht schwer, mich im Team unterzuordnen. Patrick (Schelling) und Jannik (Steimle) sind Supertypen und ich freue mich über ihre Erfolge." Und es gebe auch die Rennen, bei denen er „auf eigene Rechnung" fahren dürfe.
Martin Meiler (21) steht noch am Anfang seiner Profikarriere („am Anfang siehst du kein Land"). Er ist eher der Sprintertyp. Als größtes Erlebnis bezeichnet er die Teilnahme an der Tour of Hainan 2017 in China gleich in seinem ersten Jahr als Profi. Trotz der Entbehrungen als Radsportler sei es schon etwas besonderes, dadurch viele Länder kennenlernen zu können. In den letzten beiden Jahren wurde er gesundheitlich immer wieder zurückgeworfen. Nach einem Sturz, bei dem er sich vier Wirbel gebrochen hat, war ungewiss, ob er weiterhin professionell Radfahren kann. Sein Wunsch für die neue Saison verwundert daher nicht: „Ich möchte verletzungsfrei durch die Saison kommen. Dann ist alles möglich."
Mit Dominik Dietrich als Sponsor der Mannschaft verbindet die beiden Brüder der Wunsch, dass das Team Vorarlberg-Santic im nächsten Jahr die Lizenz als UCI Professional Continental Team bekommt und damit den Aufstieg in die „zweite Liga" des Radsports. Dies hänge – wie so oft – am Geld, man sei aber optimistisch, dass die finanziellen Voraussetzungen geschaffen werden können.
Als Radsportler kann man nicht reich werden. Und so gehen Lukas und Martin Meiler auch bei ihrer Zukunftsplanung gemeinsame Wege. „Wir studieren neben dem Radsport Internationales Management an der Hochschule Ansbach." Dieser betriebswirtschaftliche Studiengang sei einzigartig in Deutschland und in seiner Ausrichtung auf die Bedürfnisse von Leistungsportlern zugeschnitten. „Das lässt sich gut mit dem Radfahren verbinden, weil wir viel von zu Hause aus machen können."
Hier sind auch Parallelen zum dritten Gast des Radsporttages zu erkennen, der aus Dortmund angereist war. Obwohl mehrfacher deutscher Meister, Europameister und Weltmeister im Bahnradsport, denkt Lucas Liß mit seinen 27 Jahren an die Zukunft nach seiner Profikarriere. Er hat an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen sein Studium im Fachbereich Polizei begonnen. In der Sportfördergruppe kann er hier weiterhin Spitzensport auf höchstem Niveau ausüben.
Emotional wird es als Lucas Liß von seinem größten Triumph erzählt: Dem Weltmeistertitel in der Bahnraddisziplin Scratch im Februar 2015 in Paris. Drei Wochen vorher war sein Vater und Trainer, der 1972 mit der polnischen Mannschaft die Silbermedaille bei den olympischen Spielen in München gewann, völlig überraschend verstorben. „Wie ich es geschafft habe, keine Ahnung. Ich bin zum ersten Mal ohne ihn an meiner Seite gefahren. Man hat die Telefonnummer von Papa eingespeichert. Man kann ihn aber nicht mehr anrufen und um Rat fragen: Welche Übersetzung brauche ich? Welchen Reifen muss ich fahren? Du stehst auf einmal auf eigenen Beinen." Es sei ein Sieg für seinen Vater gewesen. Nach der Ziellinie habe er eine Achterbahn der Gefühle erlebt: „Was ich mir als 11-jähriger vorgenommen habe, irgendwann der Beste auf der Welt zu werden, habe ich in diesem Moment erreicht." Dies sei innerlich ein unbeschreibliches Gefühl gewesen.
Nachdem Lucas Liß 2017 - erneut im Scratch - nochmals Vize-Weltmeister wurde, habe er mit dem Wechsel 2019 in das Team Sauerland NRW p/b SKS Germany aufgrund von Knieproblemen „etwas kürzer treten" müssen. Für die neue Saison sei er aber optimistisch, wieder an frühere Erfolge anknüpfen zu können.
Im Anschluss ging es für die Hobby-Radsportler auf eine gemeinsame Runde mit den Profis ins Gelände. Konrad Limmer hatte die etwa zweistündige Tour geplant und erhielt dafür von allen Teilnehmern großes Lob. Im Anschluss bot sich dann nochmals ausführlich Gelegenheit zu Gesprächen mit den sympathischen Rad-Profis. Und wann hat man schon die Gelegenheit von einem Weltmeister oder Profi Tipps zu Trainingsmethoden, Ernährung oder anderen Dingen zu bekommen.
Bildunterschrift
Auf Einladung von Dominik Dietrich (von rechts nach links) kamen der Weltmeister Lucas Liß sowie die beiden Radsport-Profis Lukas Meiler und Martin Meiler vom Team Vorarlberg-Santic nach Gangkofen. Die Gewinner der Verlosung von wertvollen Preisen zog Glücksfee Mia Dietrich.
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